Identität oder Visitenkarte - was bleibt von dir, wenn der Titel wegfällt?

Wer bist du, wenn keiner mehr fragt, was du machst?

Neulich hat mich jemand auf einer Veranstaltung gefragt:
„Und was machen Sie beruflich?“

Ich zuckte innerlich kurz zusammen. Nicht, weil ich nichts zu sagen gehabt hätte.
Sondern, weil ich in dem Moment gemerkt habe, wie sehr wir uns über genau diese Frage definieren.

„Was machst du?“
Nicht: „Wer bist du?“
Nicht: „Was bewegt dich?“
Nicht: „Was macht dein Leben aus?“

Unsere Welt ist schnell dabei, Menschen einzuordnen: über Jobtitel, Visitenkarten, Positionen.
Aber: Was bleibt eigentlich von uns übrig, wenn wir all das einmal weglassen?

Die Titel-Falle: Wenn der Job zur Identität wird

In unserer leistungsorientierten Gesellschaft ist Arbeit nicht nur ein Mittel zum Zweck. Sie ist Status, Struktur, Zugehörigkeit – manchmal sogar Daseinsberechtigung. Kein Wunder also, dass viele von uns sich mit ihrem Jobtitel identifizieren.

Er gibt Halt. Klarheit. Und er sorgt dafür, dass wir in Smalltalks etwas „vorzeigen“ können.

Doch was passiert, wenn dieses äußere Gerüst ins Wanken gerät?

  • Wenn du den Job verlierst.

  • Wenn du kündigst oder eine Auszeit nimmst.

  • Wenn du in Rente gehst und niemand mehr fragt, was du beruflich machst?

Dann bröckelt oft mehr als nur der Kalender.

„Ich habe Angst vor der Rente – nicht wegen der Langeweile. Sondern weil ich nicht weiß, wer ich dann noch bin.“

Dieser Satz stammt aus einem Coachinggespräch mit einem Mann kurz vor seinem Ruhestand. Ein Leben lang hatte er gearbeitet, Verantwortung getragen, Menschen geführt. Jetzt, kurz vor der Ziellinie, wurde aus Stolz Unsicherheit. Und genau das ist kein Einzelfall.

Der Übergang in die Rente – oder in jede andere Phase, in der Rollen sich verändern – gehört zu den grössten Identitätsbrüchen im Leben. Und auf diesen Moment bereitet uns kaum jemand vor.

Wenn plötzlich niemand mehr „Herr Müller“ sagt.
Wenn kein Team auf dich wartet.
Wenn du nicht mehr funktionierst – sondern einfach bist.

Warum wir uns über Rollen definieren – und wie du dich davon lösen kannst

Psychologisch betrachtet ist das völlig normal. Unsere Identität formt sich durch die Rollen, die wir im Leben einnehmen: Kollegin, Mutter, Führungskraft, Partnerin, Coach, Freundin.

Der Sozialpsychologe George Herbert Mead sagte schon Anfang des 20. Jahrhunderts:

"Das Selbst ist ein Produkt der sozialen Erfahrung."

Anders gesagt: Unser Selbstbild entsteht zu einem großen Teil durch die Sichtweise, die wir glauben, dass andere auf uns haben.
Wir werden zu dem, was wir glauben, was andere in uns sehen.

Aber – und das ist die gute Nachricht: Das ist kein Naturgesetz. Es ist ein erlernter Mechanismus. Und den kannst du verändern.

Eine Einladung zur Rückverbindung mit deinem wahren Ich

So herausfordernd diese Phasen sind – sie tragen ein großes Geschenk in sich: Du darfst dich neu kennenlernen. Nicht als Position. Nicht als Rolle. Sondern als Mensch. Was macht dich aus, wenn du niemandem etwas beweisen musst? Was erfüllt dich, wenn du nichts mehr „erfüllen“ musst?

Kleine Reflexionsübung für dich:

Wer bist du jenseits deiner Visitenkarte? Nimm dir einen Moment und frag dich:

1. Welche Rollen füllst (oder fülltest) du aus? Notier sie – beruflich, privat, gesellschaftlich.

2. Stell dir vor, all diese Rollen verschwinden. Was bleibt von dir übrig?

3. Schreib zehn Sätze, die mit „Ich bin …“ beginnen – ohne deine Rolle oder deinen Beruf zu nennen.

Zum Beispiel:

– Ich bin neugierig.

– Ich bin jemand, der anderen zuhört.

– Ich bin lebendig, wenn ich draußen bin.

Du wirst überrascht sein, wie viel Tiefe dort liegt – jenseits von Leistung und Status.

Du bist nicht deine Visitenkarte. Du bist du.

Vielleicht hast du gerade deinen Titel verloren. Vielleicht hast du ihn freiwillig abgegeben. Oder du spürst einfach, dass da mehr ist – mehr als deine Visitenkarte je ausdrücken kann.

  • Dann will ich dir sagen:

  • Du bist nicht deine Rolle.

  • Du bist nicht dein letzter Jobtitel.

  • Du bist nicht das, was du nach außen darstellst.

  • Du bist viel mehr.

Und vielleicht beginnt genau jetzt deine spannendste Entdeckungsreise: Die zu dir selbst.

Lust, dich neu kennenzulernen?

Ich begleite Menschen, die sich neu orientieren.
Die spüren, dass ihre äußere Rolle nicht mehr zu ihrem inneren Gefühl passt.
Ob vor dem Ruhestand, mitten in einer Neuorientierung oder am Anfang eines ganz neuen Lebensabschnitts:

Bei mir findest du Raum, Klarheit – und ein Gegenüber, das dich nicht auf deinen Titel reduziert. Buche dir ein kostenloses Kennenlerngespräch unter miriamgassnercoaching.com


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Lebst du noch das Leben der anderen, oder verwirklichst du schon dein eigenes?